Energiepreise für Industrie und Gewerbe im Höhenflug
ISPEX Energiepreisindex: Vor allem die Strompreise ziehen deutlich an
Bayreuth. Im Oktober sind die Preise für Strom und Gas deutlich gestiegen. Vor allem die Stromlieferungen für das Jahr 2017 haben sich stark verteuert. Industrie- und Gewerbebetriebe mussten für entsprechende Lieferverträge im zurückliegenden Monat wesentlich höhere Einkaufspreise bezahlen als noch zu Jahresbeginn. Eine Entlastung der Unternehmen bei den Energiepreisen ist zunächst nicht zu erwarten. Das hat die Analyse der Energieexperten der ISPEX AG mit den aggregierten Preisdaten für den Energiepreisindex im Monat Oktober ergeben.
ISPEX-Energiepreisindex: Der Strompreis schnellt auf ein Jahreshoch
Im Oktober zogen die durchschnittlich erzielten Strompreise für die von Großkunden abgeschlossenen Stromlieferverträge deutlich an. Statt des Durchschnitts von 2,93 Cent je Kilowattstunde im September boten Energielieferanten im Oktober die Stromlieferung für die kommenden Jahre im Schnitt für 3,45 Cent je Kilowattstunde an.Der Strompreis kletterte damit auf ein Jahreshoch. Er hat etwa das Niveau des Sommers 2015 erreicht. Aktuell liegt der erzielbare Strompreis damit fast 50 Prozent über den Preisen, zu denen noch im Frühjahr eingekauft werden konnte.
"Unternehmen, die jetzt noch Stromlieferverträge für 2017 abschließen müssen, stehen vor einem echten Problem, wenngleich dies durch zu langes Abwarten ein selbstgemachtes ist. Hinzu kommt, dass erste Analysten davon ausgehen, dass ab 2017 wieder ein dauerhafter Aufwärtstrend zu erwarten ist", so Stefan Arnold, Vorstandsvorsitzender der ISPEX AG. Als Ursachen für diese Erwartung werden verringerte konventionelle Erzeugungskapazitäten und der verlangsamte Aufbau alternativer Erzeugungskapazitäten aus Erneuerbaren Energien angeführt.
"Unternehmen, die im laufenden Jahr den Fehler gemacht haben, bis zum Jahresende mit dem Abschluss eines Stromliefervertrags für das nächste Jahr zu warten, zahlen dafür jetzt einen hohen Preis", erklärte Energieexperte Arnold die Auswirkungen. Zu vermeiden seien solche Fehler nur mit einer aktiven Ausgestaltung der Energiebeschaffung.
"Durch börsennahen Energieeinkauf können Kursschwankungen ausgeglichen und Risiken vermindert werden. Entsprechende Online-Tools haben den Aufwand dafür gegenüber früheren Jahren wesentlich reduziert", so Arnold.
ISPEX-Energiepreisindex: Gaspreise für Unternehmen wieder steigend
Wie beim Strom folgen die Einkaufskonditionen auch beim Gas den steigenden Börsenpreisen. Die bundesweit gebotenen Gaspreise lagen im Oktober bei durchschnittlich 1,77 Cent je Kilowattstunde, gegenüber zuletzt 1,65 Cent je Kilowattstunde im September.
Die Preissteigerungen sind eine direkte Folge der gestiegenen Beschaffungskosten an den Großhandelsplätzen und der Weitergabe dieser Kosten durch die Gaslieferanten. Die Gaspreise an den Börsen steigen seit September kontinuierlich an. Dieser Trend wird voraussichtlich auch in den kommenden Wochen vorherrschen.
Die Rahmenbedingungen für den europäischen Gasmarkt unterstützen derzeit steigende Preise. Unter anderem stehen in Großbritannien nicht die gewöhnlich eingelagerten Gasmengen als Puffer zur Verfügung. Spekulationen um zusätzlichen Bedarf seitens der Ukraine an europäischem Gas kommen hinzu. Generell ist derzeit von einer erhöhten Nachfrage auszugehen. Das stützt die Gaspreise weiterhin und die Entwicklung der Kohlepreise sorgt ebenfalls für höhere Gaspreise. Bei weiter steigenden Kohlepreisen dürfte auch die Gasnachfrage durch die Kraftwerksbetreiber wieder steigen. Vieles spricht für stabile oder gar weiter steigende Gaspreise in den nächsten Wochen.
"Strom und Gas gemeinsam ist, dass das Jahr 2016 von deutlichen Schwankungen geprägt ist. Deshalb gilt auch beim Gas die Empfehlung, bei größeren Mengen unbedingt das Risiko des falschen Einkaufszeitpunkts zu streuen", stellt Stefan Arnold fest. Wichtig sei eine aktive Gestaltung des Einkaufs mit mehreren Tranchen, verteilt auf mehrere Einkaufszeitpunkte. So könne das Risiko, sich zu einer Zeit besonders hoher Gaspreise einzudecken, gemindert werden.
Zur Methodik
Die ISPEX AG berechnet monatlich den ISPEX-Energiepreisindex Industrie für Strom und Gas. ISPEX analysiert die aktuellen Preisentwicklungen beim Strom- und Gaseinkauf für Industrie- und Gewerbebetriebe. Für den ISPEX-Energiepreisindex Industrie werden die jeweils besten abgegebenen Gebote für Sondervertragskunden im Rahmen von Auktionen und Ausschreibungen für Industriekunden zur Strom- und Gasbeschaffung auf der unabhängigen Plattform energie-handelsplatz.de erfasst. Sie werden anonymisiert und aggregiert monatlich ausgewertet.
Der Preisindex stellt den Mittelwert aller im jeweiligen Monat abgegebenen Gebote dar, unabhängig vom zu Grunde liegenden Zeitraum der Belieferung. Es wird ausschließlich der Preis für Lieferstellen von Sondervertragskunden und nur das jeweils beste Angebot der teilnehmenden Energielieferanten für eine Lieferstelle berücksichtigt. Zusätzlich wird der Preisindex für jedes Kalenderjahr berechnet. Dabei gehen nur Preisstellungen in die Berechnung ein, die scharf abgegrenzt für das bestimmte Lieferjahr gültig sind und im entsprechenden Monat des Index abgegeben wurden.