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Matthews Asia: China im Kreuzfeuer der Kritik – eine Makro-Sicht

China ist in den vergangenen Monaten - trotz seines starken Wirtschaftswachstums von 7,9 Prozent im zweiten Quartal - aus verschiedenen Gründen ins Kreuzfeuer internationaler Kritik geraten. Andy Rothman, Investmentstratege beim Asien-Spezialisten Matthews Asia, stellt den Vorwürfen Fakten entgegen und schlägt vor, die jüngste Kritik aus einer makroökonomischen Perspektive zu betrachten.

China ist in den vergangenen Monaten aus verschiedenen Gründen ins Kreuzfeuer internationaler Kritik geraten. Daran ändert auch das starke Wirtschaftswachstum von 7,9 Prozent im zweiten Quartal dieses Jahres nichts. Laut Andy Rothman, Investmentstratege beim Asien-Spezialisten Matthews Asia, ist es daher an der Zeit, die Vorwürfe der angeblichen Intervention von Chinas Regierung in die Wirtschaft und deren Entwicklung insgesamt um Fakten anzureichern und aus einer makroökonomischen Perspektive zu betrachten. Rothman, der selbst 20 Jahre in China gelebt und gearbeitet hat, greift Kritik und Gegenargumente in seinem aktuellen Marktkommentar in fünf Punkten auf; er vergleicht dabei Entwicklungen des ersten Halbjahres 2021 mit denen der ersten Hälfte 2019 (2020 ist aufgrund der Pandemie kein adäquater Vergleichsmaßstab). 

Das verarbeitende Gewerbe Chinas hat sich vollständig von Covid-19 erholt, der private Konsum jedoch noch nicht. In der ersten Hälfte 2021 betrug die zweijährige durchschnittliche jährliche Wachstumsrate (CAGR) der industriellen Wertschöpfung sieben Prozent – mehr als die sechs Prozent in der ersten Hälfte 2019. Ausgaben für private Dienstleistungen haben sich allerdings nur schwer erholt. Zwischen Januar und Juni 2021 lag die 2-Jahres-CAGR des privaten Konsums bei 5,4 Prozent, verglichen mit 7,5 Prozent im ersten Halbjahr 2019. „Das Problem ist aber nicht mangelndes Einkommen, sondern dass chinesische Verbraucher es leid sind, Geld für Dienstleistungen auszugeben, die ein Zusammenkommen auf engem Raum, etwa in einem Geschäft, erfordern", erklärt Rothman. Das ist der Grund, warum in Monaten, in denen es einen Anstieg lokaler Covid-19-Fälle gab, die Einzelhandelsumsätze schwächer waren. 

Es gibt keine Anzeichen dafür, dass die chinesische Regierung ihre Unterstützung für Unternehmen in Privatbesitz verringert hat. Dies sei trotz der Intervention der Regierung bei zwei privaten Unternehmen (den geplanten Notierungen des Fahrdienst-Riesen Didi und der Ant Group an US-Börsen) der Fall, welche zuvor die Ratschläge der Regulierungsbehörden ignoriert hatten. „Private Betriebe sind der Motor für Chinas Wachstum und die Schaffung von Arbeitsplätzen“, sagt der Investmentstratege. Fast 90 Prozent der städtischen Arbeitsplätze befinden sich in Privatfirmen, die auch den Großteil der chinesischen Exporte ausmachen. 80 Prozent der Unternehmen, die an der chinesischen Börse für Wissenschaft und Technologie (Pendant des NASDAQ) gelistet sind, befinden sich in Privatbesitz. 

Auch wenn die politischen Spannungen zwischen Washington und Peking die Stimmung der Anleger belasten, dürften sich diese kaum auf die chinesische Wirtschaft auswirken. Diese werde nämlich in erster Linie von der Binnennachfrage angetrieben. Das Gegenteil sei vielmehr der Fall, so Rothman: Eine aktuelle Studie von Ökonomen der Federal Reserve Bank und der Universitäten Princeton und Columbia habe ergeben, dass die noch immer geltenden Zölle auf chinesische Importe in die USA in vollem Umfang amerikanische Verbraucher treffen. Sie wirken sich aber bisher nicht auf die Preise aus, die ausländische Exporteure erzielen. 

Immobilienpreise wachsen weniger stark als die Löhne in den meisten Städten. Was den, von manchen Beobachtern als „heiß gelaufenen“ bezeichneten, Immobilienmarkt Chinas anbelangt, hätten die Preis im ersten Halbjahr 2021 tatsächlich um 19,5 Prozent gegenüber der ersten Hälfte 2019 zugelegt. Doch in den zehn Jahren bis 2019 – also vor der Pandemie – seien die Preise für neue Eigenheime durchschnittlich um 7,7 Prozent jährlich gestiegen, während das nominale städtische Einkommen durchschnittlich um 9,5 Prozent wuchs. Außerdem müssen chinesische Hauskäufer, die eine Hypothek in Anspruch nehmen wollen, für einen Erstwohnsitz mindestens 20 Prozent in bar auf den Tisch legen. 

Chinas Zentralbank hat die Kreditvergabe normalisiert. Ein großes Risiko besteht darin, dass die Zentralbank nicht genügend Kredite und Liquidität zur Verfügung stellt, um die letzten Etappen der Erholung von Covid-19 zu unterstützen. „Aber ich denke, das ist ein geringes Risiko, insbesondere angesichts des Anstiegs der Kreditvergabe im vergangenen Monat", so Rothman. So sei die Ankündigung von Chinas Zentralbank Anfang Juli, den Mindestreservesatz (RRR) für Finanzinstitute zu senken, ein weiteres Signal, dass eine moderate Lockerung geplant ist. 

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