Hamsterkäufe treiben Preise unnötig nach oben
Wiesentaler Mineralbrunnen: Preiserhöhungen und Verknappungen bei Zulieferprodukten sind zum Teil nicht marktgerecht
Lieferschwierigkeiten in verschiedenen Bereichen der Wertschöpfungskette störten zuletzt auch die Produktionsabläufe der Wiesentaler Mineralbrunnen GmbH. Manche Entwicklung ist hausgemacht und teilweise in den Branchen selbstverschuldet. Zu dieser Einschätzung kommt Werner Sälzler, Geschäftsführer der Wiesentaler Mineralbrunnen GmbH in Waghäusel.
Waghäusel. Die massiven Preiserhöhungen in verschiedenen Branchen und insbesondere in der Lebensmittelindustrie, sind teils nicht marktgerecht, manche Entwicklung ist hausgemacht und teilweise in den Branchen selbstverschuldet. Zu dieser Einschätzung kommt Werner Sälzler, Geschäftsführer der Wiesentaler Mineralbrunnen GmbH in Waghäusel, angesichts der Marktentwicklung in den letzten Monaten.
"Zum Teil wird eine Verknappung von Gütern vorgegeben oder gar künstlich erzeugt. Wenn beispielsweise behauptet wird, den Mineralwasserherstellern gehe die Kohlensäure aus, dann ist das einfach falsch, denn wir setzen vor allem natürliches CO2 in der Produktion ein. Allenfalls Lieferverzögerungen wären gerechtfertigt, sind am Ende aber beherrschbar. Solche Meldungen sollen vor allem Preiserhöhungen der Industrie gegenüber den Produktionsbetrieben rechtfertigen", erklärt Werner Sälzler.
Ungewohnte Schraubverschlüsse durch kurzzeitige Lieferengpässe
Lieferschwierigkeiten in verschiedenen Bereichen der Wertschöpfungskette störten zuletzt auch die Produktionsabläufe der Wiesentaler Mineralbrunnen GmbH. Im Mai hatte die teilweise Knappheit bei bestimmten Kunststoff- und Aluminiumschraubverschlüssen für Irritationen bei den Kunden gesorgt, die bisher auf bestimmten Getränkeflaschen die gewohnten Farben und Materialien der Schraubverschlüsse erwarteten. Bei Wartezeiten von bis zu 8 Wochen auf Nachlieferungen musste der Getränkehersteller die verfügbaren Verschlüsse unterschiedlich verwenden, um die nachgefragten Getränkeflaschen an die Kunden ausliefern zu können.
Im März und April hatte das Unternehmen Sorgen wegen einer Etikettenknappheit durch Papiermangel. Über neue Lieferanten konnte die Verfügbarkeit, der über zwölf Millionen Etiketten im Jahr sichergestellt werden. Allerdings haben Verzögerungen, Änderungen und die Verlängerung der Rüstzeiten immer auch massive Auswirkungen auf den Produktionsprozess.
Der erfreuliche Absatz im Sommer die und gestiegene Nachfrage nach Mineralwassergetränken durch Gastronomie, Handel und Festveranstaltungen um bis zu 30 Prozent, führte jedoch auch zu negativen Begleiterscheinungen.
Massive Preiserhöhungen bei benötigten Grundstoffen
Bei manchen Lieferanten waren die vereinbarten Liefermengen von Grundstoffen bereits frühzeitig abgerufen. Einige Lieferanten boten die benötigen Lieferungen nur zur exorbitant höheren Preisen an. Beispielsweise sollte der Preis für 100 Kilogramm Apfel- oder Johannisbeersaftkonzentrat bereits im Juni um rund 68 Prozent steigen. Ein angefragter Alternativlieferant verlangte dagegen nur 17 Prozent mehr, trotz längerer Anlieferungsstrecke.
"Solche Preisentwicklungen zeigen, dass unvermeidliche Kostensteigerungen nicht ursächlich für die Preisspirale sind, sondern manche die Situation für sich ausnutzen wollen", so die Schlussfolgerung von Werner Sälzler. "Wir können aber solche massiven Kostensteigerungen wegen vertraglicher Regelungen mit unseren großen Abnehmern, wie regionalen Supermärkten, gar nicht angemessen weitergeben. Um moderate Preiserhöhungen werden aber nicht herumkommen", so der Mineralbrunnenchef. Diese werden bis zu maximal fünf Prozent ausfallen, so dass die gesunden Mineralgetränke für die Kunden auch künftig günstig zu bekommen sind.
Ein Ende der Negativentwicklung aus Lieferschwierigkeiten, Knappheit und tatsächlichen Kostensteigerungen ist angesichts der aktuellen Krisen aber nicht abzusehen, erläutert Werner Sälzler. So hat sich der 100-Kilo-Preis für Invert-Zuckersirup mehr als verdoppelt und der Preis für den knapper werdenden Dieselzusatz AdBlue hat sich sogar verdreifacht. Werner Sälzer rät im Hinblick auf Mengen und Preise daher zu hoher Flexibilität auf beiden Seiten.
"Die derzeitige Unsicherheit führt zu großen Schwierigkeiten bei der Planung der Produktion und Kalkulation der Kosten. Lieferanten und Anbieter sollten die Situation nicht ausnutzen, sondern gemeinsam daran arbeiten, die Preisspirale abzubremsen, statt sie anzuheizen", fordert Sälzler.
Hamsterkäufe sind unnötig und treiben die Preise
Aktuell sieht der erfahrene Lebensmittelproduzent auch keinen Grund für Hamsterkäufe durch Privatkunden, die aus seiner Sicht nur die Stimmung anheizen und weiteren Preiserhöhungen den Boden bereiten. "Hamsterkäufe treiben die Preise weiter nach oben. Kleinere Lieferverzögerungen sollten nicht zu unnötiger Lagerhaltung beim Kunden führen, ob bei Getränken, Lebensmitteln oder Klopapier. Es wird keine tagelang leeren Regale geben und die Produzenten geben immer ihr Bestes, um die Kundenbedürfnisse auch unter schwierigeren Bedingungen zu erfüllen", so das Fazit von Werner Sälzler.