Syrien-Flüchtlinge: MISEREOR appelliert an Deutschlands Innenminister
Aachen, 10. Juni 2013 - Zum Auftakt der morgen beginnenden Innenministerkonferenz appelliert das Entwicklungshilfswerk MISEREOR, das sich seit Kriegsbeginn stark für die Hilfe vor Ort engagiert, an die Innenminister der Länder, ein Signal nach Europa hinein zu senden und deutlich mehr syrische Flüchtlinge aufzunehmen als bisher geplant.
"Die Berichte, die MISEREOR von seinen einheimischen Partnern in Syrien, Jordanien, Libanon und im Irak erhält, sind alarmierend. Die Menschen fliehen weiterhin in großer Zahl, da sie keinerlei Hoffnung haben, dass sich ihre Lage in den nächsten Monaten verbessern könnte. Sie fühlen sich von der internationalen Gemeinschaft im Stich gelassen", so MISEREORGeschäftsführer Martin Bröckelmann-Simon, der sich selbst noch vor kurzem ein Bild von der Lage in den Lagern in Irak und Libanon gemacht hatte.
Millionen Flüchtlinge sind bereits in die Nachbarländer geflohen, die damit an der Grenze ihrer Aufnahmekapazitäten angelangt sind. Stiege die Zahl der Flüchtlinge weiter an, verschärften sich die sozialen Spannungen in diesen Ländern.
Allein im jordanischen Flüchtlingslager Zaatari leben mittlerweile über 100.000 Flüchtlinge. Im Libanon sind über 25 Prozent der Bevölkerung Schutzsuchende aus Syrien. Dahingegen haben die 28 EU-Staaten für die Flüchtlinge aktuell noch nicht einmal 20.000 Plätze in Aussicht gestellt 14 Mitgliedstaaten haben gar keine Kontingente eingerichtet. "Wir appellieren an die deutschen Innenminister, ein politisches Zeichen zu setzen: Deutschland sollte angesichts dieser humanitären Katastrophe mindestens 100.000 Flüchtlinge bei uns Zuflucht bieten", sagte Bröckelmann-Simon. Darüber hinaus müsse sich Deutschland für ein EU-weites Aufnahmeprogramm für syrische Flüchtlinge einsetzen.
Die Bundesrepublik hatte zunächst die Bereitschaft zur Aufnahme von 10.000 Flüchtlingen erklärt. Während eines Besuchs bei syrischen Flüchtlingen in der libanesischen Grenzregion im Mai hatte Außenminister Frank Walter Steinmeier die Aufnahme von weiteren 10.000 Menschen in Aussicht gestellt. "Diese Zahlen reichen aber angesichts der Dimensionen bei weitem nicht aus", so Bröckelmann-Simon. Während des Balkan-Krieges hatte Deutschland 320.000 Menschen Zuflucht geboten. "Eine ähnliche Geste der Menschlichkeit und Solidarität wäre in der jetzigen Situation geboten!".
"Die Menschen in Syrien und den Nachbarländern brauchen weiterhin unsere Unterstützung, es fehlt an Nahrungsmitteln, Trinkwasser und Medikamenten, an sicheren Unterkünften und Bildung. Denn die staatlichen Schulen funktionieren an vielen Orten nur noch eingeschränkt oder unregelmäßig und auch viele der geflüchteten Kinder und Jugendlichen können keinem geregelten Schulunterricht nachgehen. MISEREOR und seine Partnerorganisationen bieten informellen Unterricht an und versorgen die Menschen in Syrien selbst wie in den Nachbarländern mit dem Lebensnotwendigsten. Bislang wurden Hilfsmaßnahmen in Höhe von drei Millionen Euro finanziert, der Bedarf vor Ort ist weiterhin groß. Aber die Hilfe stößt nach über drei Jahren Krieg und angesichts der verfahrenen politischen Lage auch an ihre Grenzen. "Mit den Flüchtlingskindern wächst eine verlorene, traumatisierte Generation heran, die keine Perspektiven mehr hat", so Bröckelmann-Simon. "Dem müssen wir entgegenwirken! Diese Kinder und ihre Eltern brauchen wieder ein Gefühl von Sicherheit und Vertrauen in die Zukunft. Deutschland ist in der Lage, mehr zu helfen und Flüchtlingen Schutz zu bieten. Nur dann können diese Menschen in hoffentlich bald friedlicheren Zukunft wieder am Aufbau ihres Landes mitwirken", erklärte Bröckelmann-Simon.
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